Coué – sein Leben

Coués Name ist eng verbunden mit dem der Stadt Nancy. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er jedoch in seiner Geburtsstadt Troyes, wo er ein erfolgreicher Apotheker war. Geboren wurde er dort am 27. Februar 1857.

Als Beispiel, wie man das erreicht, wovon man überzeugt ist, erreicht, erzähle ich Ihnen noch folgendes aus meinem Leben,

beginnt Coué einen kurzen Überblick über sein Leben:

Ich hätte gerne Chemie studiert, aber es fehlten die Mittel. Mein Vater war nur Eisenbahnangestellter. Da kam eines Tages der Besitzer einer kleinen Apotheke aus Troyes zu uns und sagte, er habe gehört, dass ich Chemie studieren möchte. Er brauche einen Angestellten und ich könne ja das Apothekerfach erlernen, das sei auch Chemie.

Mein Vater und ich nahmen an. Ich wusste, dass ich es im Leben zu etwas bringen würde. In der Apotheke arbeiteten der Apotheker, ein erster Gehilfe und ein Lehrling, der die Flaschen wusch usw. Ich wurde zweiter Gehilfe. Nachdem ich eine Weile umsonst gearbeitet hatte, musste der erste Gehilfe austreten, mein Prinzipal engagierte aber keinen zweiten Gehilfen und fragte auch nicht, ob und wie ich allein fertig würde. Ich hatte ja immer noch den Laufburschen, der die Flaschen wusch usw. Bald darauf verließ uns auch dieser und mein Prinzipal engagierte keinen Ersatz. Ich wusch von da ab auch alle Flaschen und kam ohne Laufburschen aus. Von da an gab mir der Prinzipal monatlich die Summe von 25 Francs. Ich besorgte das alles ein Jahr lang und die Apotheke ging gut und reibungslos. Dann war die Zeit da, wo ich meine Studien für das Apothekerfach in Paris beginnen konnte, und ich reiste nach Paris. Ich hörte, dass mein früherer Prinzipal von da an zu klagen begann und nach und nach wieder drei Personen anstellte und dennoch weiter zu klagen hatte.

Nachdem ich etwa ein Jahr lang in Paris studiert hatte, kam eines Tages der Besitzer der ersten Apotheke in Troyes zu meinem Vater und sagte ihm, er müsse mit ihm über mich sprechen. Mein Vater war sehr erstaunt und fragte nach seinem Begehren. „Ich komme, um Sie zu fragen, ob Ihr Sohn, sobald er seine Fachstudien beendet haben wird, mein Associé und Nachfolger werden will. Wollen Sie mit Ihrem Sohn sprechen, damit er sich die Sache überlegt?“ — Mein Vater sagte: „Da ist nichts zu überlegen, mein Sohn würde sofort ja sagen, aber Sie sind sicher in einem Irrtum, denn ich kann meinem Sohn kein Geld geben.“ — „Das Geld brauche ich nicht“, sagte der Apotheker, „es fragt sich nur, ob der Vorschlag Ihrem Sohn passt.“

Ich willigte ein, und als ich zwei Jahre darauf meine Studien beendet hatte, war ich der Associé und künftige Nachfolger in einer großen Apotheke. Wie war das gekommen?

Der Apotheker hatte sich bei meinem ersten Prinzipal genau nach mir erkundigt und richtig kalkuliert: Wenn Coué mir die Apotheke führt, kann ich von da an meinen Liebhabereien nachgehen und ein Schlaraffenleben führen. Ganz unbewusst um den späteren Erfolg habe ich meine Arbeiten mit so großem Eifer getan, dass der reiche Apotheker auf mich aufmerksam wurde. So führt, wer vom Gelingen eines Unternehmens überzeugt ist, die Handlungen aus, die das Gelingen herbeiführen.

Es folgen drei Jahre Apothekerlehre in Troyes. 1879 tritt Coué in die Apothekerschule („Necker-Hopital“) in Paris ein. Am 20.Juli 1882 erhält Coué als Jahrgangsbester sein Diplom als „Apotheker 1.Klasse“ und ist noch bis 1883 am Hopital Necker als Praktikant tätig. Mit 26 Jahren wird er Mitinhaber der Apotheke an der 1, Mail des Tauxelles, später am 3, Boulevard Danton, in Troyes. Er lernt Lucie Lemoine (1858-1954) kennen, die Tochter eines der wichtigsten europäischen Pflanzenzüchter, Pierre Victor Lemoine, in Nancy, der zahlreiche Blumenarten wie Begonien, Chrysanthemen, Pfingstrosen usw. verbesserte. Am 30. August 1884 heiraten Lucie Lemoine und Émile Coué.

Sein Schwiegervater vermittelt Émile Coué die Bekanntschaft mit dem Landarzt Dr. Auguste Ambroise Liébault (1823-1904), und Prof. Bernheim, den Begründern der Alten (1.) Schule von Nancy. „Es war mit 28 Jahren, im Jahre 1885, dass der kleine Apotheker von Troyes zum erstenmale Liébault begegnete. Diese Begegnung entschied sein Leben“, wird 1938, zwölf Jahre nach Coués Tod ein gewisser Dr. B. Stokvis von seinem Besuch in Nancy berichten, wo ihm Coués Witwe erzählte: „Ich bemerkte, dass er großes Interesse an der Psychologie und am Hypnotismus hatte. So machte ich ihn bei unserer ersten Reise nach Nancy mit Dr. Liébault bekannt. Das waren seine ersten Anfänge mit dem Hypnotismus, die ihn zur Suggestion führten. Von da war nur noch ein Schritt zur bewussten Autosuggestion.“

1896-1900 wohnt Coué in Malzeville, einem Vorort im Norden von Nancy. Seine Apotheke in Troyes hat er verpachtet, er verkehrt in Psychologen- und Künstlerkreisen. Gern hätte er sich ganz der Psychologie, der Hypnose und Suggestion gewidmet, doch da seine Ersparnisse auf Dauer für´s Leben nicht ausreichen und seine Apotheke ohne ihn Kunden verliert, kehrt er noch einmal für 10 Jahre nach Troyes zurück. Die Kontakte nach Nancy, der Heimatstadt seiner Frau, hält er aufrecht und gründet, wie schon erwähnt, 1904 die „Neue Schule von Nancy“.

1910 verkauft er seine Apotheke in Troyes und zieht definitiv nach Nancy in das Haus 186, rue Jeanne-d´Arc; das Haus steht noch und hat heute die Nr.198. Coués Frau berichtete 1938 dem jungen holländischen Dr. Stokvis: „Im Jahre 1910 zogen wir in dieses Haus, wo mein Mann anfing, seine kollektiven und unentgeltlichen Suggestionsbehandlungen durchzuführen. Bevor der erste Weltkrieg ausbrach waren es ungefähr 200 Personen, die er täglich in Gruppen von etwa 50 empfing.“

Ab 1912 hält er regelmäßig Vorträge und organisiert kostenlose Zusammenkünfte; alle sind ihm, unabhängig von ihrem sozialen Status, stets herzlich willkommen. Er stellt klar, dass er über keinerlei Heil- und sonstige ungewöhnliche Kräfte verfüge. Er sieht sich als Lehrer der jedem Menschen angeborenen Autosuggestion, die, je nach ihrer Anwendung, verheerende wie segensreiche Wirkungen hervorbringt. Seine Vorträge beschränken sich zunächst auf Nancy; 1916 ist er an der Universität Genf und erstmals in Paris, 1918 auch in Lyon und Nizza, 1920 auch in Chalon-sur-Saône, Strasbourg, Cannes, Draguignan und Marseille. Seit 1919 hat er keine Zeit mehr für seine Hobbys. Sein Büchlein „De la Suggestion et ses Applications“ erscheint 1921 in einer Neuauflage von 17 000 Exemplaren unter dem heute noch gültigen Titel „La Maîtrise de soi-même par l´Autosuggestion consciente“, und wird in 20 Sprachen — deutsch: „Die Selbstbemeisterung durch bewusste Autosuggestion“ — übersetzt mit einer Gesamtauflage von über 300 000 Exemplaren.

1922, im Jahr, in dem S. Freud an Gaumenkrebs erkrankt, wird das Institut Coué d´Education psychique gegründet, weitere Institutsgründungen in vielen Ländern folgen. Im Januar und Februar 1923 fährt Coué erstmals für 56 Tage in die USA, nach New York, Boston und Chikago, was er im Januar 1924 wiederholt. Die „Société Lorraine de Psychologie appliquée“, deren Präsident Coué ist, gibt zum Preis von 2 Francs nun ihr Bulletin heraus. Im Sommer 1924 hat man aus der Schweiz Verbindung mit Monsieur Coué aufgenommen und der kommt am 28./29. Oktober nach Zürich. Er spricht Deutsch und Französisch im Casino Unterstrass, Schwurgerichtssaal, und im Thaleggsaal, Kaufleuten. Dass überfüllt ist und zahlreiche Menschen keinen Einlass mehr finden, ist der Gründung der „Schweizerischen Vereinigung der Freunde Coués“ sehr zuträglich. Viele hoffen sich durch den Beitritt das Vorrecht zu sichern, bei späteren Vorträgen Coués einen sicheren Platz zu bekommen. Für das nächste Jahr wird eine Mega-Tournee arrangiert: Zwischen 25. März und 28. April spricht Coué nahezu 60 mal in allen größeren Städten und Orten der Schweiz.

Coué kommt für Vorträge auch nach Wien, Frankfurt, Stuttgart, in die wichtigsten Städte Hollands, Englands, Belgiens, Italiens und Portugals. Vom 6.-21. Dezember 1925 ist er nochmals zu einer Tournee in der Westschweiz. Um den 21. Mai 1926 spricht Coué noch in Zürich und Strasbourg. Mitte Juni verlassen Coué bei einer seiner Nancyer Sitzungen die Kräfte; der Arzt stellt völligen Kräfteverbrauch fest. In der Morgenfrühe des 2. Juli 1926 stirbt Coué. Beerdigt wird er im Familiengrab der Familie seiner Frau.

 http://coue.brest.free.fr/articles.php?lng=fr&pg=86   Hier können Sie Coué sprechen hören.

www.youtube.com/watch
Coué 11 Sekunden im Film !

www.methodecoue.net/blog/enregistrement/
Hier hören Sie Émile Coué und seine Frau Lucie

 

Émile Coué

geboren am 26. Februar 1857 in Troyes —
gestorben am 2. Juli 1926 in Nancy

Coué sprach Deutsch und hat auch viele Städte der Schweiz, Österreichs und Deutschlands besucht.